Polyeder – Das Dreieck

Wilhelm Münger schreibt über seine Plastiken:

Ein rechtwinkliger Block ist ein Raumteil. Was ich aus ihm heraussäge, säge ich aus dem Raum. Damit der Raum lebendige Substanz durchdringe, säge ich in pflanzliches Material, in Holz.

Das Dreieck ist das nicht mehr reduzierbare Vieleck und hat, wie jede Grenzfigur, seine eigene Magie. Es hat symbolische Relation: als Stabilitätsfigur in der Lehre vom Gleichgewicht der Kräfte (Statik), als rechnerische Determinante in der Vermessung des Raumes – sphärisch-trigonometrisch ist der Weltraum ein imaginäres Netzwerk von Dreiecken – und als Denkerlebnis in der Mathematik von Euklid und Pythagoras.

Die emotionale Wahrnehmung des Dreiecks hat mir die Vorstellung suggeriert, dass eine irgendwie auf die Gestalt des Menschen bezogene Skulptur mit lauter Dreiecken als Erscheinungsbild zumindest eines ausstrahlen müsse: Unbedingtheit, Unausweichlichkeit, absolute Absenz von Beliebigkeit.

Zeichnung zu polyederischem Kopf, 1986, Kirschbaumholz, 70 x 22 x 16 cm